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Kemmelberg

Kemmelberg 1918: Teil 2 Die Deutsche Frühjahrsoffensive

W Willems, J L Putman, & M Soenen

Das letzte Kriegsjahr, 1918, war geprägt von der Bedeutung der amerikanischen Beteiligung am Krieg und der Schlussoffensive der Alliierten, die in der Schlacht am Kemmelberg ihren dramatischen Höhepunkt fand.

Die russische Oktoberrevolution von 1917 und die angekündigte Ankunft der Amerikaner veranlassten die Deutschen ihre Pläne zu ändern. Im März 1918 unterzeichneten Russland und Deutschland einen Friedensvertrag, und Dutzende von deutschen Divisionen und zahlreiche Kanonen konnten an die Westfront verlegt werden.

Der Transport der Geschütze in dem schweren Lehmboden und durch die sehr tiefen Gruben war jedoch eine äußerst schwierige Aufgabe.

In der Hoffnung, den Krieg zu ihren Gunsten zu wenden und doch noch die Küste zu erreichen um die Kanalhäfen unter ihre Kontrolle zu bringen, sahen sich die Deutschen nun gezwungen, die ultimative Frühjahrsoffensive - einen Durchbruchsversuch gegen die Alliierten von der Somme bis zum Ypernbogen - zu starten.

Die Frühjahrsoffensive (Ludendorff Offensive) war eine Kombination aus mehreren Offensiven der deutschen Armee unter General Ludendorff. Er hoffte, die Briten in den Kanal zu treiben und zu besiegen, so dass die Franzosen anschließend kapitulieren würden.

Mitte Februar 1918 begannen die Deutschen mit vorbereitenden Bombenangriffen auf verschiedene Sektoren, darunter Ypern und Kemmel.

Erste Frühjahrsoffensive: 'Unternehmen Michael', 21. März-6. April 1918

Dieser Ansturm begann am frühen Morgen des 21. März 1918 an der Somme mit dem schweren Beschuss der britischen Stellungen durch mehr als eine Million Gas- und hochexplosive Granaten.

Der französische General Foch wurde Oberbefehlshaber der Alliierten und wurde mit der Koordinierung der Aktionen an der Westfront beauftragt.

Trotz der Tatsache, dass es den Deutschen gelang, die Frontlinie dreißig Kilometer nach Westen in Richtung Amiens vorzuschieben, und trotz der massiven Verluste die damit verbunden waren, wurde der erwartete große Durchbruch nicht erreicht und die Operation Michael war festgelaufen.

Zweite Frühjahrsoffensive: 'Georgette-Angriff', Schlacht bei Armentières, Vierte Flandernschlacht, Durchbruch zu den westflämischen Hügeln, 7.-24. April 1918

Ab dem 7. April 1918 wurde Armentières (südlich von Heuvelland, an der Leie in Nordfrankreich) von den Deutschen mit Senfgas schwer bombardiert. Sie mussten jedoch - wegen des Gases - warten bis sie die Stadt einnehmen könnten.

Die Briten leisteten Widerstand, waren aber gezwungen, sich hinter die Frontlinie Messines-Wytschaete zurückzuziehen.

Das war der Anfang der Schlacht bei Armentières, die auf dem Kemmelberg beendet wird.

Die deutsche Kriegsmaschinerie schien unaufhaltsam zu sein und machte enorme Fortschritte. Die deutsche Armee eroberte einen großen Teil Flanderns und versuchte mit aller Macht, zu den französischen Kanalhäfen vorzudringen.

Daraus entwickelte sich eine groß angelegte Offensive gegen die alliierte Front um Ypern und die westflämische Hügel, wobei der Kemmelberg im Mittelpunkt des Angriffsplans stand.

Gemeinde Heuvelland heute
Foto © Provincie West-Vlaanderen: 'De Bergen', bearbeitet durch W Willems

Gemeinde Heuvelland heute.

Südlich von Armentières zerschlugen die Deutschen die dort anwesenden Portugiesen, überquerten die Leie (Lys) und rückten weiter vor.

Ab dem 10. April begannen die Deutschen Ploegsteert, Armentières, Messines, Hollebeke, Wulvergem und Nieuwkerke einzunehmen. Am 15. April fielen Belle (Bailleul, Frankreich) und am 16. April auch Wytschaete in die Hände der Deutschen.

Der Douvebach - südlich des Kemmelbergs - wurde überquert.

Die Deutschen planten einen Durchbruch sowohl von Westen her über Dranouter - und die weniger steilen Westhänge der westflämischen Hügel - als auch von dem südlicheren gelegenen Nieuwkerke. Sie näherten sich der südwestlichen Seite des Ypernbogen und kamen den westflämischen Hügeln bedrohlich nahe.

Schon am 16. April wurde der Kemmelberg von den Deutschen schwer bombardiert und am nächsten Tag folgte ein Angriff auf die britischen Stellungen, der zurückgeschlagen wurde.

Doch in den folgenden Tagen wurde britisches Kriegsmaterial in Richtung Dünkirchen abtransportiert, und die erschöpften Briten wurden von immer mehr Franzosen abgelöst, die u.a. auf und um den Kemmelberg stationiert werden.

General Foch bezeichnete den Kemmelberg als 'das Auge Flanderns', das um jeden Preis verteidigt werden müsse.

Angeregt durch seine Leitlinien, wurde den französischen Soldaten gesagt: 'Die Hügelkette ist das Schloss, das die Tür nach Calais öffnet. Der Kemmelberg ist der Schlüssel, und Sie werden nicht zulassen dass man den Ihnen wegnimmt'.

Die Soldaten übersetzten es wie folgt: 'Wir sterben auf der Stelle'. Und das taten sie, zu Zehntausenden.

So befand sich die 11. Kompanie des französischen Infanterieregiments 99 nur einen Kilometer vom Kemmelberg entfernt, als die deutschen Bombenangriffe am 17. April um acht Uhr morgens wieder einsetzten. Die Franzosen, die ihre Gesichter mit einer Gasmaske bedeckten, kamen wenig später ohne große Verluste am Fuße des Nordhangs des Kemmelbergs an, den diese Kompanie zu verteidigen hatte.

Als Folge des deutschen Bombardements hatten sich am nördlichen Steilhang - unmittelbar unterhalb der Kante - kleine Nischen in Form von Balkonen gebildet, die einen gewissen Schutz bieten konnten.

Britischer Beobachtungsposten auf dem Kemmelberg
Foto © IWM Q 6560

Britischer Beobachtungsposten auf dem Kemmelberg, 22. April 1918.

In den folgenden Tagen gingen die deutschen Bombardierungen ungestört weiter. Vom benachbarten Scherpenberg aus sah der Kemmelberg wie ein feuerspeiender Vulkan aus, dessen Grollen bis in das fast fünfzig Kilometer entfernte Dünkirchen zu hören war.

Hunderte von Franzosen wurden schwer verwundet, schrecklich verstümmelt oder auf der Stelle getötet.

Vor dem Großangriff der Deutschen verbrüderten sich Franzosen und Briten auf dem Kemmelberg. Alle französischen Einheiten waren bis zum 24. April in Stellung und besetzten oder verstärkten die britischen Stellungen an der Frontlinie. Sie verlief von westlich von Wytschaete bis nördlich von Meteren (nordwestlich von Belle).

Am 23. April beschossen sich die französische und die deutsche Artillerie gegenseitig mit heftigem Kanonenfeuer.

Vor der eigentlichen deutschen Offensive kam es zu Scharmützeln. Den Franzosen gelang es, einige deutsche Soldaten gefangen zu nehmen und so zu erfahren, dass ein deutscher Gasangriff unmittelbar bevorstand.

Unterschlupf an der südwestlichen Hügelflanke
Foto gemeinfrei

Unterschlupf an der südwestlichen Hügelflanke, 24.April 1918.

Am 24. April bombardierten die Deutschen erneut die alliierten Stellungen. Auf der Spitze des Kemmelbergs bereiteten sich die Franzosen auf den sicheren Tod vor.


Fortsetzung folgt in Teil 3

 

 

Text Urheberrecht © Archeo Kemmelberg. Ein Originalbeitrag für die History Files: Kemmelberg.