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Kemmelberg

Erster Weltkrieg Relikte und Denkmäler

J L Putman, M Soenen, & W Willems

Allein auf dem Gebiet des Dorfes Kemmel gibt es etwa zehn Soldatenfriedhöfe, hauptsächlich britische. Am bekanntesten sind jedoch zwei französische Denkmäler: der imposante Obelisk 'Den Engel' ('Monument Aux Soldats Français') auf dem Gipfel des Kemmelbergs und das Massengrab 'Ossuaire Français'. Beide erinnern an die Schlacht auf dem Kemmelberg Ende April 1918.

Im September 2023 wurden insgesamt 139 Gruppen von Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs an der ehemaligen Westfront im Westen Belgiens und im Norden Frankreichs in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Zwei der Gruppen befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinde Heuvelland: die Gruppe Kemmel mit mehreren französischen und britischen Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten in Kemmel und die Gruppe der britischen Kriegsgräberstätten/Gedenkstätte Spanbroekmolen in Wytschaete.

Weitere bekannte Relikte sind die britischen Lettenberg-Bunker und die deutschen Bayernwald-Gräben.

Denkmal 'Den Engel' ('Der Engel')

Dieses monumentale, siebzehn Meter hohe Denkmal auf dem Gipfel des Kemmelbergs, im Volksmund 'Den Engel' genannt, ist eines der wichtigsten französischen Denkmäler in der Westhoek, der südwestlichen Ecke Westflanderns. Es wurde als Gedenkstätte für die Tausenden von Franzosen errichtet, die während der Schlacht am Kemmelberg Ende April 1918 gefallen sind. Die Säule wurde am 18. September 1932 im Beisein der französischen Generäle Lacapelle und Pétain enthüllt.

'Der Engel'
Foto © William Willems

'Der Engel'.

Auf dem Sockel vor der Säule steht die Statue der griechischen Siegesgöttin Nike (bei den Römern Victoria), deren trauernder Blick auf das etwas tiefer gelegene französische Massengrab und das Schlachtfeld gerichtet ist.

Um 1970 zerstörte ein Blitzschlag den mit Lorbeer geschmückten französischen Helm auf der Spitze der Säule.

Französisches Massengrab (Ossuaire)

Am Fuße der Westflanke des Kemmelbergs, fast zweihundert Meter weiter als 'Den Engel' und etwas tiefer, liegt der größte französische Soldatenfriedhof Belgiens. Dieser Friedhof besteht eigentlich aus vier Massengräbern, in denen die Überreste von 5294 französischen Offizieren und Soldaten liegen. Nur siebenundfünfzig von ihnen konnten identifiziert werden.

Der Friedhof ist als Denkmal geschützt.

Ossuaire Français
Foto © William Willems

'Ossuaire Français'.

Britische Soldatenfriedhöfe

Auf dem Gebiet von Kemmel gibt es mehrere britische Friedhöfe, von denen einige unten aufgeführt sind.

Auf dem Lindenhoek Chalet Military Cemetery liegen 282 Briten, zehn Australier, fünfzehn Kanadier und acht Neuseeländer begraben.

Lindenhoek Chalet Friedhof, Kemmel
Foto © William Willems

Lindenhoek Chalet Friedhof, Kemmel.

Auf dem Dranoutre Military Cemetery sind 422 Briten, 19 Kanadier, 16 Australier, ein Neuseeländer und ein Deutscher begraben.

Militärfriedhof von Dranoutre 1915-1918
Foto © William Willems

Militärfriedhof von Dranoutre 1915-1918.

Diese Friedhöfe sind als Denkmäler geschützt und werden von der British Commonwealth War Graves Commission (CWGC) gepflegt.

Lettenberg-Bunker

An der Flanke des Lettenbergs, einem Ausläufer des Kemmelbergs, sind noch vier Betonbunker aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Bei diesen Bunkern handelt es sich um Schutzräume, die von britischen Soldaten im Frühjahr 1917 gebaut wurden. Sie bildeten den Eingang zu einem unterirdischen Hauptquartier. Im April 1918 fielen die Bunker in deutschen Händen.

Britische Bunker am Lettenberg
Foto © William Willems

Britische Bunker am Lettenberg.

Bayernwald-Gräben bei Wytschaete (Minenschlacht)

Dies ist eine einzigartige deutsche Stätte nördlich des Dorfes Wytschaete (Heuvelland). Im Croonaertbos kann man einen Teil eines deutschen Grabensystems sehen. Das Ganze besteht aus zwei deutschen 'Abhörschächten', einem 320 m langen Grabensystem und vier Betonbunkern. Der Bayernwald ist die einzige deutsche Stätte des Ersten Weltkriegs in Flandern mit einer solchen einzigartigen Kombination.

Die Stätte von Wytschaete-Mesen liegt auf einem 45 Meter hohen Hügelrücken und war daher von großem militärisch-strategischen Wert, da es einen guten Blick auf die Kriegsfront und die nahe gelegene Stadt Ypern bot.

Das Gelände wurde auf der Grundlage archäologischer Forschungen rekonstruiert und weist zehn Prozent der ursprünglichen Konstruktion aus dem Ersten Weltkrieg auf. Das Gelände ist über einen Fußweg durch die restaurierten Gräben zugänglich.

Bayernwald, Deutsche Schützengräben, Wytschaete
Foto © William Willems

Bayernwald, Deutsche Schützengräben, Wytschaete.

Die deutschen Truppen eroberten diesen Ort 1914 von den Franzosen und nannten ihn 'Bayernwald'. Zwischen 1914 und 1917 bauten die Deutschen das Gelände zu einer uneinnehmbaren Festung aus.

Die Deutschen gruben hier auch zwei 25 Meter tiefe Abhörschächte, von denen eines restauriert wurde. Die deutschen Soldaten fürchteten die britischen Tiefminen und konnten durch diese Gänge feindliche Aktivitäten abhören.

Bereits im Herbst 1915 hatten die Briten, Australier, Neuseeländer, Iren und Waliser damit begonnen, vierundzwanzig Minenschächte, tiefe unterirdische Stollen, unter den Hügeln auszuheben. Jedes Tunnelende führte zu einer großen Kammer unter wichtigen deutschen Stellungen, in der Tausende von Pfund Sprengstoff gestapelt waren.

Den Briten gelang es nach fast zwei Jahren Grabungstätigkeit, in diesen vierundzwanzig Räumen, die sich über die gesamte Frontlinie zwischen Ypern und Messines auf einer Strecke von fünfzehn Kilometern erstreckten, fast fünfhundert Tonnen Dynamit zu deponieren.

Die anschließende 'Minenschlacht' war eine der erfolgreichsten alliierten Offensiven des Ersten Weltkriegs. Am frühen Morgen des 7. Juni ging alles auf einmal hoch: Tausende von Tonnen Erde, Beton, Stellungen, Waffen und deutsche Soldaten. Die größte Explosion des Ersten Weltkriegs war bis nach London zu hören. Das Chaos war unbeschreiblich.

Zeugen berichteten später, dass zunächst der Boden zu beben begann. Dann schossen große Feuersäulen aus dem Boden und bildeten große Pilze. Schließlich kam die Erde mit großem Getöse herunter.

Am Mittag waren Wytschaete und Messines wieder in der Hand der Alliierten. Die meisten der Krater, die riesigen Minen in der Landschaft hinterlassen haben, sind noch immer als schmerzhafte Narben sichtbar.

Allerdings explodierten nicht alle von den Briten ausgelegten Minen. Fünf verweigerten den Dienst und überlebten beide Weltkriege. 1955 brachte ein Blitzschlag eine der Minen zur Explosion.

Von den vier verbliebenen Minen liegt mindestens eine nicht explodierte Mine - mit einer geschätzten Ladung von fünfzehn Tonnen Sprengstoff - unter einem landwirtschaftlichen Feld in Messines.

Die Qualität der Munitionszünder war mangelhaft, was dazu führte, dass viele Geschosse 'Blindgänger' waren und auf dem Schlachtfeld nicht explodierten.

Mehr als hundert Jahre später werden in der Westhoek immer noch regelmäßig Kriegsgeschosse gefunden. Jedes Jahr sammelt der Entminungsdienst DOVO landesweit mehr als einhundertfünfzig Tonnen Kriegsmunition zur Vernichtung ein. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf die Westhoek, was im Jahr 2020 etwa 9.000 Geschosse ausmacht.

Ausstellung Landschaft und Krieg (1914-1918)

Diese Dauerausstellung im Besucherzentrum 'Het Heuvelland' in Kemmel erklärt auf verständliche Weise den Einfluss der Berge auf den Verlauf des Ersten Weltkriegs. Auch die Spuren, die bis heute in der Landschaft zu finden sind, werden eingehend erörtert.

 

 

Text Urheberrecht © Archeo Kemmelberg. Ein Originalbeitrag für die History Files: Kemmelberg.