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Kemmelberg

Früheste Menschen (3.Teil: Der anatomisch moderne Mensch)

J L Putman & M Soenen

Nach dem Mittelpaläolithikum verrät eine Reihe von Feuersteinartefakten ein demografischer Szenariowechsel, in dem ein neuer Menschentyp, der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens sapiens-der heutige Mensch) neben den Neandertalern auftauchte.

Diese Neuankömmlinge verfügten über ein vielfältigeres Werkzeugarsenal im Vergleich zu den Neandertalern und waren ihnen bald zahlenmäßig überlegen. Letztere überlebten inmitten einer allgemein anhaltenden nomadischen Lebensweise mehrere Jahrtausende (Spätpaläolithikum 40-35 000 bis 9 000 v. Chr.).

Funde, die auf eine Freiluftstätte der Aurignacien-Kultur (siehe 'Verwandte History Files Links', unten) zurückgehen, sind im Gegensatz zu den häufigen Besetzungen von Höhlen (z. B. in der nahen Wallonie) unter den besonders rauen klimatischen Bedingungen während der letzten Hälfte der Weichsel-Kaltzeit eher überraschend.

Allerdings scheint es auch kurze Wechsel von kalten und warmen Perioden gegeben zu haben.

In der Aurignacien-Kultur entstanden in Europa plastische und grafische Darstellungen. Die Chauvet-Höhle (Vallon-Pont-d'Arc, Ardèche, Südfrankreich) beherbergt etwa 1 000 Malereien und Gravuren, darunter 447 Tierdarstellungen von vierzehn verschiedenen Arten.

Künstlerischer Ausdruck aus der Chauvet-Höhle, Vallon-Pont-d'Arc
Foto © Claude Valette - CC BY-SA 4.0

Ein schönes Beispiel für künstlerischen Ausdruck sind u.a. die Pferde aus der Chauvet-Höhle, Vallon-Pont-d'Arc in Frankreich.

Anatomische Unterschiede zwischen Neandertaler und modernen Menschen
Foto © Encyclopaedia Britannica*

Anatomische Unterschiede zwischen Neandertaler und modernen Menschen.

Typische Werkzeuge der Aurignacien-Kultur sind Schaber, darunter so genannte Nasen- und Kielschaber, Aurignacien-Klingen und Stichel wie Bogenstichel. Stichel werden mit Geweiharbeiten, wie Kerben- und Hobelarbeiten, in Verbindung gebracht.

Man findet sie auf dem Kemmelberg. Hier sind einige Beispiele.

In den folgenden Zeichnungen und Fotos eines Bogenstichels definieren zwei Stichelschläge eine bogenförmige Rippe und ein stabiles V-förmiges Ende der Kerbe.

*By courtesy of Encyclopaedia Britannica Inc, copyright 2014, used with permission.

Draufsicht auf den Bogenstichel
Foto © M Verstraete

Draufsicht auf den Bogenstichel (max. 4,3 cm Länge), Kemmelberg - Richtung des Stichelschlages: blaue Pfeile - Ende der Kerbe: rote Linien.

Ventralseite des Bogenstichels
Foto © M Verstraete

Ventralseite des Bogenstichels - Richtung des Stichelschlags: blauer Pfeil - Ende der Kerbe: rote Linien.

Gezeichnete Seitenansichten, Dorsal- und Ventralseite desselben Bogenstichels
Foto © H Bauwens & S Gobijn

Gezeichnete Seitenansichten, Dorsal- und Ventralseite desselben Bogenstichels.

Das Foto unten zeigt einen Stichel mit einem Stück Geweih, aus dem bereits einige Splitter herausgeschnitzt wurden, um Nadeln herzustellen.

Kemmelberg-Stichel
Foto © H Maertens

Kemmelberg-Stichel (7 cm lang) aus schwarzem Feuerstein, Geweihstück und Nachbildung der fertigen Nadel.

In einer Detailaufnahme des oberen Teils des gleichen schwarzen Stichels (siehe unten) können Sie den Stichelschlag sehen, d. h. die Abhebung, der das Ende der Kerbe bildet, das abgenutzt zu sein scheint.

Zeigt die Richtung des Stichelschlages
Foto © M Verstraete

Detail der Sticheltop mit Richtung des Stichelschlages (blauer Pfeil).

Spitz-zulaufende Aurignacien-Klinge und Bohrer
Foto © L Verhetsel VISO

Links eine spitz-zulaufende Aurignacien-Klinge von 6,5 cm Länge mit typischer steiler Retusche, neben Bohrer, Kemmelberg.

Erst unter günstigeren Klima- und Umweltbedingungen, in der Endphase der Eiszeit, wurde das Kemmelberggebiet mit dem Auftauchen der Federmesser-Gruppe (FMG-Jäger und Sammler) (14 000-13 000 v. Chr.) neu besiedelt. (siehe Links unten).

Der Name Federmesser leitet sich von den charakteristischen kleinen Feuersteinklingen mit abgestumpften Kanten ab.

Es scheint, dass die FMG-Jäger und -Sammler die ersten Wiederbesiedler des Scheldebeckens nach dem Spätglazialen Maximum waren. Die gefundenen Artefakte sind sehr spärlich.

Fortsetzung folgt in Teil 4.

 

 

Text Urheberrecht © Archeo Kemmelberg. Ein Originalbeitrag für die History Files: Kemmelberg.